Auf den ersten Blick scheinen die Argumente der Verfasser des Leserbriefes schlüssig zu sein. Kennt man die Planungen der Ortsumgehung Sulzbach jedoch etwas genauer, muss man Folgendes berichtigen:
Die Untersuchungen haben nicht gezeigt, dass die Nord-Süd Tangente die maximale Entlastung für Sulzbach bringt. Dies war nämlich gar nicht Planungsauftrag. Planungsgrundlage war nur die Untersuchung der Entlastung vom Durchgangsverkehr auf der Staatsstraße. Durch welche Trasse eine maximale Entlastung für ganz Sulzbach, zum Beispiel unter Einbeziehung von in Sulzbach beginnenden bzw. endenden Fahrten, zu erreichen gewesen wäre, wurde nicht untersucht. Warum nicht? Nun, weil die Gemeinde Sulzbach schon vor Erstellung jeglicher Gutachten kundgetan hat: Wir wollen Nord-Süd! Damit war eine zusätzliche maximale Entlastung der Jahn- und Spessartstraße nicht mehr Ziel der Untersuchungen, obwohl die Gutachten nun belegen, dass es hier im Hinblick auf die Wohnfunktion bereits heute„sehr hohe Belastungen“ gibt. Gegen den Willen einer Gemeinde plant der Freistaat Bayern nicht. So einfach ist das.
Was die mit rund 10.000 Kfz prognostizierte Entlastungswirkung der Nord-Süd-Tangente 1a betrifft, kann man sich ganz grob selbst ein Bild machen: 15.000 Fahrzeuge auf der ST 2309 minus 9.500 Kfz prognostizierte Entlastung minus 5.500 Fahrzeuge, die von Spessart- und Jahnstraße auf der Staatsstraße verbleiben= 0.
Wo ist der innerörtliche Verkehr auf der Staatsstraße hingekommen? – Zu vernachlässigen, sagt das Bauamt. Wer dies glaubt, wohnt in einem anderen Ort als ich. Selbst unser Bürgermeister erklärt im Video zur Ortsumfahrung: „Wir alle benutzen täglich mindestens 2x unsere Staats- und Kreisstraßen“. Der Hinweis, dass Fachleuten am Werk sind, in die man Vertrauen haben müsse, wurde sicher schon vielen Bürgerinitiativen vorgehalten. Der Berliner Flughafen ist ein gutes Beispiel dafür, dass am Ende die Allgemeinheit die Zeche zahlt.
Herr Burger schreibt in einem anderen Leserbrief, er habe schon bei erster Betrachtung gesehen, dass die Nord-Süd-Tangente die ökologisch beste Lösung sei. Hier halte ich ihm die Aussage seines Kollegen von der Pro-BI, Herrn Müller, entgegen: Jedem sei doch klar, dass nach der Nord-Süd-Tangente noch der Bau von Nord-Ost folgen müsse, hat er kürzlich geschrieben. Natürlich, denn nach dem Staatsstraßen-Durchgangsverkehr muss der Ostverkehr noch aus Sulzbach raus, sonst können die innerörtlichen Projekte nicht verwirklicht werden.
Eine Zunahme des Verkehrs in Sulzbach bis zum Jahr 2035, von dem die Leserbriefschreiber berichten, findet im Übrigen laut Verkehrsuntersuchung auf der Staatsstraße gar nicht statt. Jedoch wird die schmale Jahnstraße laut Prognose täglich 130 LKW mehr führen als 2015 (+ 50 %). Der Druck etwas zu tun, wird also größer werden und wir stehen dann vor einem weiteren alternativlosen Projekt, für das es bis heute weder einen Antrag der Gemeinde, noch einen Geldgeber gibt und dem der dann bereits erfolgte Eingriff in die Natur nicht mehr zugerechnet werden wird.
Nachdem die Verfasser des Leserbriefes Vertrauen in die vorliegenden Gutachten haben, hier ein zusammengefasstes Resümee daraus: Die Nord-Süd-Tangente 1a ist auf Grund ihres siedlungsnahen Verlaufs im Hinblick auf die Wohnfunktion (Schutzgut Mensch) und das Schutzgut Wasser negativ zu bewerten. Denn (fraglicher) Lärmschutz verhindert keine Verschlechterung der Luftqualität bis in den Ort hinein und Tempo 100 gegenüber heute 30 bzw. 50 km/h sind Fakt – auch wenn man natürlich zugeben muss, dass die Unterzeichner sicher persönlich von einer Nord-Süd-Tangente profitieren werden. Ganz anders als andere Bewohner der Haupt- und Bahnhofstraße, deren Häuser nach dem Bau der Vorzugstrasse gleichzeitig an beiden Straßen liegen werden. Persönliche Betroffenheit gibt also in jeder denkbaren Form.
Mensch gegen Mensch, weil Dialog nicht gewünscht ist. Aus meiner Sicht sind wir nicht nur in dieser Hinsicht auf einem ganz schlechten Weg.
Marion Gado
Sulzbach